Zürcher Friedhofsgedichte VIII
Dunkel zieht über die Wiese der Anonymen mein Wesen hin:
ruhelos; doch voller Respekt für Lautes, Leises, Gespaltenes,
derer, die riefen, liebten, trauerten, hasteten und rasteten;
deren funkelnde Asche sich in meine bizarrenTräume streute,
wenn ich mich freute noch an der Geliebten duftendem Hals,
wo mir ihr wellendes Herz warm und fröhlich entgegen schlug,
daß mein Wüten gegen geharnischte Bitterlinge verschwand,
wenn sie mich im täglichen Zeit-Geschiebe erniedrigt hatten,
mich einsperrten in die effizienten Kerker ihres eitlen Rüstens.
Ach, wenn ich winzig dem Wirrwarr der Idiosynkrasie verfiel,
fieberte, von kauzigen Seelen penetrierender Erlöser zehrend;
betreut, belacht, bequatscht; verraten, verhökert, ausgesetzt,
daß mein Liebchen sich in asch-fahler Silhouette auflöste,
da es sich hinter stöhnend wiegenden Birkenleibern verbarg,
mich dem klagenden Gesang eines Kolkrabens überlassend,
der sich am Krematorium meiner verletzten Gefühle aufhielt.
Nein! Rief ich, als mich Kälte an stolzen Gräbern festfror,
hinter den abgeschabten Mauern eine klingende Lok pfiff,
daß ich es mit fünf feuchtklammen Fingern aufschrieb:
Ich bin Motiv, fahre mit hinauf: zum verkauften Bergundtal.