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Gegen deutsche Kriege

19. Juli 2008 6 19 /07 /Juli /2008 04:11
 

Ja, ich bin kränklich!

Aber an nervende Zudringlichkeit grenzend beharrlich. Wie ein Ruderer konnte ich Zug um Zug meine mageren Ärmchen für eine Bewegung einsetzen, die sie an ein Ziel bringen würden, was während der ganzen langen Ruderei unsichtbar blieb.

Das Rudern wurde meine Disziplin: Ich kaufte mir einen Rudertrainer. Jeden Abend absolvierte ich meine Strecken. Nein nicht irgendwie. Jeden Abend stellte ich neue Rekorde auf. 12 Widerstandsstufen konnten eingestellt, die gesamte zurückgelegte Strecke und der Kalorienverbrauch abgerechnet werden. Sechs verschiedene Stufen wählte ich jeden Tag und mindestens in einer von ihnen erfasste ich eine noch nie erbrachte Leistung.

Nach einem Monat schlich ich heimlich zum Spiegel im Flur. Schweißtriefend glanzbrüstig. Ich bewegte meine Arme. Bevor noch ein Blick meiner Tochter meine Lächerlichkeit offenlegen konnte, hatte ich Muskeln entdeckt. Für Actionfilme reichten sie nicht, aber zum Anspornen, die Trainingsabende zu verlängern. Rekorde mussten sein. Bald würde ich einen Fachmann fragen können, wie welcher Muskel hieß. Zur Lesung in diesem Haus der Häuser würde ich ein anderes Hemd anziehen.

Ob ich dann Luise auffiele?

Das Trainingshalbjahr hatte 171 Tage. Nun konnte mein Oberkörper vielleicht von meinem Gesicht ablenken.

Es war ein wunderschöner Abend.

Obwohl – von der Lesung hörte ich nichts; ob Achram neben mir saß, bemerkte ich nicht. Es wäre mir genauso egal gewesen wie die kunstkennerischen Begriffe, die vor Beginn der Veranstaltung den Sauerstoff des Vorraums verdünnten.

Eine Pause gab es diesmal nicht. Man würde nach Schluss gemütlich zusammen sitzen. Auch der Künstler würde sich unter die Kenner mischen. Ich fieberte einem Mittelplatz an der Theke entgegen.

Und dann?

Nein. An diesem Abend begegnete ich keinem Achram. Der Mensch, der neben Luise an der Theke stand, das hätte ich sein können, als ich 22jährig Fotos von mir vermied. Ich sah, wie er scheinbar unabsichtlich sanft über Luises Becken strich und dass dieses Becken noch einen solchen Menschen behütete wie ihn oder mich, nur als ganz kleines Etwas.

Ich habe nichts zu trinken bestellt.

Ich habe meinen Oberkörper verhüllt, als ich am heimischen Spiegel vorbeiging.

Ich habe Nina fester in ihre Decke eingehüllt, damit sie sich nicht erkältet beim Schlafen.

Ich habe mich auf mein Rudergerät gesetzt und – obwohl ich meine Listen aufgeschlagen hatte – nicht gewusst, in welcher Disziplin ich einen Rekord aufstellen sollte. Aber gerudert bin ich. Bis in einen traumlosen Schlaf.

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