Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Über Dieses Blog

  • : Der Friedrichshainer Autorenkreis
  • : Vorstellung der Autorengruppe, Schreibaktivitäten, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation zwischen Schreibenden
  • Kontakt

geprüft & gespeichert

 

germanist 

 

marbach Germanistik im Netz - Virtuelle Fachbibliothek Germanistik  

Gegen deutsche Kriege

28. November 2010 7 28 /11 /November /2010 17:13

Aus den Unterlagen eines Strafverteidigers



Aufzeichnungen des Mandanten N. N., 42, die er mir übergeben:



Schrecklich! Ich hab' mein Leben lang nur Gutes gewollt, nur Gutes getan. Auf einmal gelte ich als Verbrecher. Als Verbrecher! Werde von der Staatsanwaltschaft zur Einvernahme vorgeladen. Als Beschuldigter! Es lägen Angaben vor, die einen Anfangsverdacht rechtfertigten! Anfangsverdacht? Ein hinreichender oder gar dringender wäre nicht auszuschließen! Verdacht auf was? Für die Krone [1] und andere Groschenblätter bin ich bereits verurteilt. In unserem Dorf am Rande Wiens kann ich mich nicht mehr auf die Straße wagen. Als Lehrer, Volksschullehrer wurde ich umgehend vom Dienst suspendiert. Mein Häuschen wird mit Worten wie Watschenlehrer, Kinderschänder, Inzestteufel und Mörder beschmiert. Wo ich doch keines meiner Schulkinder jemals geschlagen oder - um Himmels willen! - unsittlich berührt, gar missbraucht habe.

Wie kann man mich dafür zur Verantwortung ziehen, dass sich mein Mäderl, meine Puppi das Leben genommen? Und ich, der ich das Liebste auf der Welt, meinen Sonnenschein verloren habe, soll an ihrem Tod schuld, zumindest mitschuldig sein? Ich bin mir keines - keines! - Vergehens bewusst.

Wie alles begann? Wie was begann? Wer kann schon sagen, wann, wie eine Liebe angefangen, zu einer alle Vernunft verdrängenden und doch gänzlich unschuldigen Liebe, einer völlig uneigennützigen Liebe schlechthin, zu einer Liebe katexochen geworden? Ich nicht! - Trotzdem: ich muss es versuchen! Ich muss mich sachlich, emotionsfrei auf die Vernehmung wegen Anfangsverdachts vorbereiten.

Schon vorher war da eine große Liebe. Die Liebe zu Elisabeth, zu Else, meiner Studien-, später Berufskollegin, Grundschullehrerin wie ich, mir schließlich Ehefrau. Gut ein Jahr nachdem wir geheiratet, brachte sie ein Mädchen zur Welt. Ihrem Wunsch entsprechend auf Josepha (von hebräisch josiphjäh [2]) getauft. Von uns Pepa oder Peppina gerufen.

Wir nahmen Elternzeit. Else die ersten sechs Monate. Nachmittags, wenn ich nachhause gekommen, und abends durfte ich die Kleine wickeln. Schon um später, wenn sich Peppina tagsüber in meiner Obhut befinden würde, meiner Aufgabe gewachsen zu sein. Auch wenn andere Väter sich davor ekeln mögen, ich fand das Versorgen unseres Püppchens, das Säubern des Untergestells, des Fifileins und des Popopscherls reizvoll. Bevor ich sie in ein neues Windelhöschen packte, kam ich nicht umhin, meiner Puppi - Puppi, das war sie insgeheim für mich, nur für mich, für mich ganz allein - auf jedes Popobäckchen und das nackte Baunzerl ein Bussi zu drücken. Manchmal, war Else nicht in der Nähe, wagte ich gar, ganz zart über das zierliche Schlitzchen zu lecken. Das ist doch nichts Schlimmes! Oder? Ich habe schon öfter gesehen, wie Mütter bei gleicher Gelegenheit zum Abschluss der Säuberungsprozedur dem Bibserl oder, ist's ein Bub, dem Spatzerl ein Bussi gegeben.
Das zweite Halbjahr der Elternzeit, die Vater-Auszeit sozusagen, das war für mich ein Leben wie im Paradies. Da war das Püppchen schon abgestillt. Wenn ich sie mit einem Trinkfläschchen fütterte, fühlte ich mich so, als liege sie an meiner Brust. Wollte Else, wenn sie nachmittags nach Hause kam, mich in der Kinderbetreuung ablösen, so säuselte ich: "Lass, Elsilein, ich mach's schon, du hast den ganzen Tag gearbeitet, musst dich für morgen vorbereitn, du brauchst Ruhe." Zwei, drei Tage, dann bot sich Else gar nicht mehr an, dann lief alles, wie von mir erhofft. Außer am Wochenende. Da kam ich nicht umhin, Else im Wechsel mit mir an unser Mädchen heranzulassen. Mich, wenn sie, die Mutter, das Baby versorgte, eine Zeitung, ein Buch in der Hand in einen Winkel unserer Wohnung zurückzuziehen und, von bitterer Eifersucht geplagt, vor mich hin zu stieren.

Unsere Kleine war der Liebling der Familie. Der Elses wie der meinen. Ihr Namenstag, der 3. April [3], ein Fest, an dem sich, mit seltenen Fällen von Unabkömmlichsein des Einen oder Anderen, die ganze Verwandtschaft bei uns einfand. So zwischen zwanzig und dreißig Personen. Das war dann mein Tag! Da konnte ich mich präsentieren. Da fühlte ich mich - Peppina auf den Armen, da sie schon gehen konnte, an der Hand - wie ein Gockel. Wie ein Gockel, aufgeplustert vor väterlichem Stolz. Vor Stolz auf unsere, auf meine Kleine. Ein wenig, ich gestehe es, auch auf mich, der das Wunderkind gezeugt.

War es anfangs Else, meine Frau, mit der ich abends beschwingt in die Badewanne stieg, so bald Peppina. Die Zartheit, Verletzlichzeit des Kindchens, dessen seidig-weiche Haut, der dezente Babyduft, ein Gemisch von Penatencreme und säuerlicher Milch. Das Planschen, das Spielen im Wasser. Wie strahlte, jauchzte, gackerte, lachte meine Puppi, wenn ich sie hochhob, ihr ein Bussi auf den Nabel, das kleine süße Polsterchen darunter drückte. Wenn ich sie, nachdem ich sie mit gestreckten Armen über meinem Kopf gewendet, auf meine Brust setzte und, sie mit den Händen an den Achseln sichernd, an mir, meinem Körper, meinem Bauch wie auf einem Dobogán hinab ins Wasser rutschen ließ. Davon konnte sie nicht genug kriegen. - Bevor Sie, Herr Kommissar, Staatsanwalt oder was immer Sie sein mögen, danach fragen: selbstredend hatte ich dabei Ihn, der derweil reagierte, Den das, was wir taten - gegen meinen Willen wie ich betonen muss! -, zu ungeziemendem Wachsen brachte, natürlich hatte ich da diesen Unbotmäßigen zwischen den Oberschenkeln fest eingeklemmt. Selbstredend. Denn hätte meine Puppi gefragt, was da von mir ab- respektive hochstünde, was hätte ich da dem Bauxerl sagen sollen?

Mein Weib? Die Else war, ohne einen Einwand zu äußern, einverstanden. "Hast recht, für drei ist die Wanne eh nix." So hatte sie, Else, die Möglichkeit, sich in der Wanne, im Wasser zu suhlen und, wenn ihr danach war, sich ganz nach Gusto mit sich selbst zu beschäftigen. Nach der Entbindung hatte sie übrigens nicht mehr zu ihrer alten Form zurückgefunden. Im Gegenteil. Sie ist ganz schön aus dem Leim gegangen. Ihr fast schon unförmigen Körper, das Watschengesicht, das aufdringliche Make-up, die unter Sondergrößen rangierende Leibwäsche, der gerade noch am letzten Hüftwulst hängende String - eine verheiratete Frau mit Kind und einer Schnur zwischen den, entschuldigen sie, Herr Richter, wenn ich es ausspreche, voluminösen Arschbacken! -, das aufdringliche Parfum . Für mich war sie als Ganzes eine Herausforderung. Eine Provokation, die mich nicht, wie von ihr wohl beabsichtigt, anturnte, vielmehr einfach abstieß. Ich bin nämlich Ästhet, Hohes Tribunal. Wenn sich mein Weib mir abends im Bett näherte, sich wie eine läufige Hündin an mich anschmiegte, mich derart meiner Pflicht, meiner meine psychischen Kräfte überfordernden Pflicht gemahnend, da rührte sich bei mir nichts, gar nichts. Wenn doch einmal, so höchst selten. Vielleicht ein Mal in der Woche. Am Wochenende. Vielleicht.

Wie anders mein unschuldiges Mäderl. Die wollte nie etwas von mir. Nie etwas, das ich ihr nicht in Liebe zu geben bereit gewesen wäre. Meine Puppi forderte mich nie heraus. Als sie älter geworden, so ab einem Alter von drei, vier Jahren, hielt ich sie, wenn wir duschten, dazu an, sich selbst zu waschen. Ich musste sie doch lehren, wie man sich richtig säubert, sauber hält. Das hieß aber auch, nachdem sie es, meinen Worten, meinem Beispiel folgend getan, zu kontrollieren, ob gründlich genug. Ganz im Sinne des Grundsatzes Vertrauen ist gut, Kontrolle besser [4]. So war es unvermeidlich, dass ich das Ergebnis ihres Tuns jeweils in Augenschein nehmen musste und dabei, gerade in den besonders heiklen Bereichen des Untergestells, auch immer etwas mit zarten Fingern nachzubessern fand. Dass sich da der Meine ein wenig rührte, in einem leichten Bogen erhob, aber auch nicht mehr, werte Schöffen, das muss ich zugeben. Das ist aber auch, das werden Sie nachempfinden können, nicht verwunderlich. Puppi hat jedenfalls keine Notiz davon genommen. Selbst dann nicht, wenn sie gelegentlich mit schlenkerndem Arm daran stieß.

Das lief Jahre lang gut, das zwischen Puppi und mir. Weniger das zwischen mir und Else, meiner einst so schlanken, zierlich-anmutigen, so geschäftigen, geistig-witzigen und heiteren, so temperamentvollen und anlassigen Else. Die kümmerte sich immer weniger um den Haushalt, unsere Versorgung, um mich, um ihr, um unser Töchterchen. Gingen wir, Else und ich, ins Bett, drehte sie mir gleich den Rücken zu. War mir, selten genug, doch einmal danach, getrieben von nicht zu unterdrückenden Trieben, meiner ehelichen Pflicht nachzukommen, so bedurfte es einigen Aufwandes, um meine Gattin, meine mir Angetraute zu überzeugen, dass das, was ich vorhabe, vom staatlichen wie kanonischen Recht gedeckt sei und sie die Pflicht habe, mir dabei entgegenzukommen. Von meinen Argumenten bezwungen, ließ sie es dann doch über sich ergehen. Gottergeben. Wie ein Sack. Und ich konnte die Sache schnell hinter mich bringen, meine Notdurft ohne viel Geseres verrichten. - Auf einmal begann sie abends auszugehen. Angeblich, um sich mit Freundinnen zu treffen. Zunächst nur einmal, bald mehrmals die Woche. Ich sagte nichts. Obwohl mir nicht entging, dass sie, wenn sie zurückkam, einen fremden Stallgeruch in unsere Wohnung, unser Schlafzimmer brachte. Soll sie. Zu der Zeit war mir das, ja war sie mir längst Wurscht. Endlich meinte mein Noch-Weib, wir hätten uns auseinandergelebt, wir hätten nichts mehr gemein, sie wolle sich von mir scheiden lassen. Ich solle ihr keine Schwierigkeiten machen. Meine Reaktion: Bitte, ich hab' nichts dagegen. Aber nur wenn das Mädchen bei mir bleibt, du ausziehst und wir, Peppina und ich, die Wohnung behalten. In meiner Großzügigkeit fügte ich noch hinzu: Jedes zweite Wochenende könne unser Töchterchen ja bei ihr verbringen.

Die Scheidungssache zog sich ein ganzes Jahr hin, Else übernachtete zumeist irgendwo auswärts, wenn einmal bei uns, dann im Wohnzimmer auf der Couch. Ich brachte Puppi - die war schon sieben, ging in die zweite Klasse - zur Schule, hielt die Wohnung in Ordnung, kaufte ein und kochte für uns, für die Kleine und mich. Nach Elses endgültigem Auszug aus der Wohnung, wollte meine Puppi gleich zu mir, in das rechtskräftig definitiv zur Hälfte freigewordene, halbverwaiste Bett ziehen. Ich sagte ihr, das ginge nicht. Sie könne mich ja besuchen, aber sie müsse schön in ihrem Kämmerchen, in ihrem Bettchen schlafen. Schon weil jemand vom Magistrat, vom Amt für Jugend und Familie, oder vom unabhängigen Kinderschutzzentrum vorbeischauen könnte. Ein paar Mal brachte ich es über mich und schickte sie nach abendlicher vergnüglicher Kurzweil zurück ins Kinderzimmer. Nicht lange, da weigerte sie sich einfach, meinem wohlwollenden, sanft geäußerten Auftrag zu folgen. Was sollte ich da machen? Wo sie doch, damit sie mich nicht in Schwierigkeiten brächte, ihr Bettchen, bevor sie zu mir gekommen, so eindrucksvoll zu zermudeln pflegte. Zu dieser Zeit war sie schon ein bagschierliches kleines Mädchen. Wenn ich ihr bei unseren Badespasetteln oder bei ausgelassenen Spielen und Balgereien im Bett mit einer Hand zwischen ihre Schenkerln, mit einem Finger in den Graben ihres Popopscherls griff, um sie hochzustemmen, oder ihr aus Überschwang an Liebe ein flüchtiges Bussi auf das Fifii-Schlitzerl, das Popoo-Löchlein drückte, kam kein Protest.

Als ich, da war sie neun, das erste Mal ihre Fifi gezielt gestreichelt, meinte sie "Nicht, Papa. Das darf man nicht!" Na ja: der Katechet, die Zehn Gebote, das Beichten . Ich hatte Geduld. War ich mir doch sicher, dass sie mich liebt. Und was sich Liebende in Liebe tun . Mit der Zeit hielt sie leise seufzend, wie ein Kätzchen schnurrend still. Es tat ihr gut. "Oh Papa, mein Paapa .!" Dabei drückte sie mir ihr Untergestell entgegen. "Noch, noch a bisserl, Paaapa . jaa? . jaaaaa!" Als sie mich fragte "Papa, was hast du mit mir gemacht?" und ich antwortete "Ich hab dir Gutes getan.", schmiegte sie sich an mich. "Du bist soo liiiieb, Paapa." Bald fand sie Gefallen daran, fieberte sie geradezu danach, dass ich ihr Gutes tue, dass ich ihr Pimperl belecke, bei gespreizten Lippen ihre Mumu, ihr Mumuleinchen ausschlecke. Dabei wand sie sich, drückte sie sich mir, meinem Mund, meiner Zunge entgegen und stöhnte. Und als ich einmal dabei kurz absetzte, um Luft zu holen, raunzte sie gar weinerlich "Nicht aufhörn, Paapaa ." Lag ich schon vor ihr im Bett, dann kam sie manchmal strahlend, lachend zu mir ins Nest, setzte ihr nacktes Arscherl auf meinen Kopf, ihr süßes Baunzerl auf meinen Mund und forderte mich auf "Papa, mach Gutes deiner Puppi." Konnte ich mich da verweigern, Hohes Gericht?

Wenn wir uns im Bett vergnügten, dann wie im Bad immer nackt. Dabei fiel ihr irgendwann auf - da muss sie schon in die vierte Klasse gegangen, also zehn Jahre alt gewesen sein -, dass, mein Schwänzchen, mein Pipií-Stielchen beim Spielen anschwoll und dann steif von mir abstand. "Papa, wieso wird dein Pimperl immer so groß?" "Weil es sich über dich freut." "Darf ich es angreifen?" "Du darfst mit mir machn, was dir gfallt." Also griff sie hin. "Ist der hart, dein Pimpi." "Du brauchst nicht so vorsichtig sein, du kannst ihn auch fest anfassn und streicheln, die Haut drauf hin und her schiebn." Als sie dabei war, das zu tun, kam es plötzlich über mich. Ich konnte meinen Steifen gerade noch zu mir her drücken, da schoss die Soße auch schon aus mir heraus. Auf meinen Bauch. Meine Puppi erschrak. Ich kam nicht umhin, sie zu beruhigen und ihr zu erklären, was da geschehen. Und dass sich das für mich genau so schön anfühle, wie für sie das Streicheln, das Schlecken ihres Fötzchens. Ich zeigte ihr, wie man sich zur gleichen Zeit auch gegenseitig streicheln kann. Bald darauf brachte ich meine Puppi durch Schlecken an ihrem Fiferl zum Stöhnen und zu regelrechtem High-Sein. Fing sie damit an, den Kopf meines Prügels zu belecken, ihr Mündchen über die Eichel zu stülpen. Selbstredend habe ich immer darauf geachtet, den Meinen rechtzeitig aus ihrem Goscherl zu ziehen, damit der Murrer auf meinem Körper landete oder ich ihn mit einem Taschentuch auffangen konnte.

In der Schule war mein Mäderl leider nicht gut. Obwohl ich mir doch gewünscht, dass sie studieren möge, vielleicht Lehrerin werde, war es mir nicht möglich, sie in einer Mittelschule, einem Gymnasium oder Realgymnasium, unterzubringen. Ihre Noten reichten gerade für die Hauptschule. Und auch da hatte sie bald Probleme. Es fehlte ihr an Lust, in die Schule zu gehen. Sie kam schlecht vorbereitet zum Unterricht und erwies sich als unaufmerksam. Ich wurde von ihrer Klassenlehrerin zu einem Gespräch gebeten. Die riet mir, die Hausaufgaben meiner Tochter regelmäßig durchzusehen und mit ihr Mathematik zu üben. Doch, wie sollte ich wissen, welche Aufgaben die Schüler für Zuhause aufbekommen hatten? Ich war ja auf das angewiesen, was ich von Peppina erfuhr. Lehrern, selbst Mitschülern gegenüber war sie verschlossen. Überhaupt allen Fremden. Auch den Menschen aus der Nachbarschaft. Die grüßte sie zwar höflich, ließ sich aber auf kein Gespräch mit ihnen ein. Sie hatte keine Freundinnen, wurde von den Mitschülern als Einzelgängerin geschnitten, auch gehänselt, ging nur ungern allein aus dem Haus, um zum Beispiel eine Kleinigkeit, die ich vergessen, zu besorgen. Die Pubertät ist für manche Kinder, manche Jugendliche eine schwere Zeit, eine Zeit, in der sie sich oft selbst nicht grün sind. Meine Puppi war so ein Kind. Eine Jugendliche, eine junge Frau mit in sich selbst versponnener Seele. Ich nahm sie, wie sie war, gängelte sie nicht. Das war, meine ich, der Grund, dass sie mich liebte, dass sie immer nur zuhause bleiben wollte. Sollte sie, wie festgelegt, das Wochenende bei ihrer Mama verbringen, fand sie immer häufiger fadenscheinige Ausreden. Ihre Mutter, die inzwischen zwei Kinder zur Welt gebracht, dem Neuen, meinem Nachfolger, geschenkt, wie man sagt, bestand auch zunehmend weniger auf dem ihr gewährten, gesetzlich zustehenden Besuchsrecht. So blieben nur Weihnachten, der Geburts- und der Namenstag, an denen ich Peppina wohl oder übel, auch gegen ihren Willen, zu ihrer Mutter schicken musste. Allein aus Rücksicht auf mögliche Fehldeutungen und drohende Reaktionen seitens der mütterlichen Verwandtschaft.

Sie war etwa zwölf, da tat ich ihrer Mumu einmal mit meinem steifen Schnupi Gutes. Da streifte ich statt mit den Fingern oder der Zunge mit dem Ginkikopf durch ihr Schlitzchen und touchierte, betupfte, umkreiste damit Puppis Pralineechen. Bis sie kam. Mit einem lauten Schrei. Und meinte: "Papa, ich möcht, dassd es mir richtig machst!" Das waren ihre Worte. Als ich sie darauf hinwies, dass ich das nicht dürfe, mich das. wenn es bekannt würde, ins Gefängnis brächte, konterte sie "Aber wir lieben uns doch." Ja, wir liebten uns! Wie konnte ich mich da ihrem Wunsch widersetzen. Aber ihr wehtun, das hätte ich nicht übers Herz gebracht. So lernte ich sie an, ihr Löchlein langsam, mit Geduld zu erweitern, das Jungfernhäutchen zu dehnen. Mit Fingern, gewaschenen Karotten, geschälten Bananen, schlanken Gurken. Unterstützt durch Gleitgel, das ich aus einer Drogerie besorgte. Meine Puppi war fleißig. Nach zwei, drei Wochen wollte sie, dass ich prüfe. Und ich kam tatsächlich ganz langsam, ganz vorsichtig in sie hinein. Ohne, dass es sie schmerzte. Worauf sie gleich wie eine Wilde loszuwetzen begann. Und gipfelte. Ich konnte den Meinen noch rechtzeitig herausreißen und die Geschichte händisch auch für mich zu Ende bringen. Damit meine Puppi, damit wir nicht in Schwierigkeiten kämen, besorgte ich tags darauf Präservative. Von denen ich ab nun immer genügend griffbereit in der Lade des Nachtkästchens bereit hielt.

Etwa im Alter um die vierzehn herum, kam es vor, dass Peppina auch mir gegenüber gelegentlich fremdelte. Dass sie mich manchen Abends nicht, wie üblich, aufforderte, ihr Gutes zu tun, sie zu fingerln, zu schlecken oder zu budern. Sich vielmehr nach dem Gute-Nacht-Bussi einfach von mir wegdrehte. Und, wie ich an ihrem Atem erkannte, vor sich hin döste, bis sie endlich einschlief. Einmal, es war kurz vor der Firmung, da bekam ich mit, dass sie dabei leise vor sich hin weinte. Als ich sie fragte, was sie habe, kam es heraus: "Papa, ich hab Angst. Was wir machen is net recht, das is a Todsünd. Ich weiß net, was i beichtn soll." Ich bemühte mich, sie zu trösten: Was man in Liebe tut, kann keine Sünde sein. Das brauchst du auch nicht zu beichten. Außerdem, das wird euch der Katechet doch auch gesagt haben: Der Herr im Himmel ist gütig. Er verzeiht alle Sünden. Man muss sie nur ehrlich bereuen. Das schien sie zu befriedigen. Sie gab mir jedenfalls ein Bussi, meinte "Papa, du bist so gut. Ich liebe dich.", legte ihren Kopf an meine Brust und schlief ein. Meine Puppi .!

Mit sechzehn, Peppina hatte die vierte Klasse Hauptschule wiederholen müssen, standen wir vor der Frage: was, wie weiter? An einen Übergang auf eine andere Schule, eine zur Hochschulreife führende Fachschule war nicht zu denken. Meine Versuche herauszubekommen, an was sie am ehesten Interesse habe, blieben erfolglos. Sie fühlte sich nur zuhause wohl: tagsüber in ihrem Kämmerchen beim Spielen  m i t  d e n, beim An- und Umziehen  d e r  Puppen, Püppchen und Stofftiere, die sich im Laufe der Kindheit angesammelt und, ihren Wünschen entsprechend, immer noch vermehrten; nachmittags im Wohnzimmer vor dem Fernseher, wo sie sich Kinder- und Liebesfilme zu Gemüte führte; abends wenn ich ihr von der Schule, von Lausbübereien oder kauzigen Lehrern erzählte, wir uns über Probleme des Tages unterhielten; im Bett, wo wir uns liebten, Ringkämpfe austrugen, allerhand Schabernack trieben. Wobei ich gelegentlich das Gefühl hatte, dass meine Puppi nicht ganz bei der Sache war. Jedenfalls nicht so völlig unbeschwert wie früher.

Nun, ich brachte sie zunächst als Hilfskraft in einer Wäscherei unter. In der Hoffnung, dass sich für sie doch noch eine bessere Stelle, ein Berufsausbildungsplatz finden möge. Oder, dass sie spontan etwas aus ihrem kindlichen Introvertiert-, In-sich-verschlossen-Sein ausbräche, dass ihr, wie man sagt, doch noch der Knopf aufginge. Warum eigentlich? Unterhielten wir uns über ernste, unsere Zeit, die Welt tangierende Probleme, was sich immer wieder, besonders an den Wochenenden ergab, so zeigte sie sich offen, interessiert und nicht uninformiert. Ich diskutierte gerne mit ihr und nicht ohne intellektuellem Vergnügen. - Doch die unter Zeitdruck stehende, spannungsgeladene Atmosphäre in der Wäscherei, die Schwere der Arbeit . Puppi ging ihr zwar pünktlich nach, das schon, aber auch nicht mehr. Sie fand keine Verbindung zu den Arbeitskolleginnen. Und, wie gesagt, im Vergleich zu einst hatte auch ihr Verhalten mir gegenüber an Leichtigkeit verloren.

Es war im vierten Monat der Beschäftigung von Peppina als Wäschereihilfskraft. Ein Montag. Meine Puppi fühlte sich nicht wohl. Bat mich, ich solle sie im Betrieb entschuldigen. Was ich telefonisch tat. Unter dem Hinweis: Es dürfte sich um etwas nach Art eines grippalen Infekts handeln. Meine Tochter werde noch vormittags die Hausärztin aufsuchen. Besorgt - Peppinas Gesicht war von einer Art traurigem Ernst gezeichnet - wäre ich ja am liebsten zuhause geblieben. Aber die Schule . So verabschiedete ich mich von meinem armen Mädchen, meiner armen Puppi, indem ich ihr den Kopf streichelte, ein Bussi auf den Mund und eines auf die Stirne drückte.

Als ich gegen vierzehn Uhr abgehetzt nachhause kam, schaute ich als Erstes in unser Schlafzimmer. Das Bett war noch zermudelt, aber leer. Ich rief, ich schrie nach ihr. Keine Antwort. Lief ins Wohnzimmer, ins Kinderzimmer, fand sie weder vorm Fernseher, noch bei ihren Puppen. Als ich wieder durchs Vorzimmer kam, um in die Küche, ins Bad zu schauen, da fiel mir - ohne Vorwarnung, oder hätte ich da schon etwas ahnen müssen? - das Schreckliche, an dem ich beim Hereinkommen vorbeigelaufen war, in den Blick. Ein DIN A4-Bogen. Über das ganze Blatt in Puppis deutlicher Schreibschrift

Lieber Papa! Mein Leben ist verpfuscht. Sei mir nicht böse, aber ich kann, ich will nicht             mehr! In Liebe Deine Puppi

sowie Tränenspuren. Darunter folgender, mir rotem Textmarker hervorgehobener Hinweis:

Bitte, lieber Papa, beachte, dass ich den Schutzschalter im Schalterschrank in der Küche             durch Plastilin außer Funktion gesetzt habe

Ich stürzte ins Bad. Da lag sie, meine arme, arme Puppi, im Nachthemd, in der wassergefüllten Wanne. Und neben ihr unser Bügeleisen mit dem Stecker in einer der Stromdosen.

Ich verständigte den Rettungsdienst. Gleich nach dem kamen zwei Polizisten, in Zivil. Die nahmen ungeachtet meines Protestes das Schreiben von Peppina an sich, steckten es mit einer Pinzette in eine Plastikhülle und inspizierten die Wohnung. Besonders gründlich sahen sie sich im Schlaf- und Kinderzimmer um. Hier schossen sie auch mehrere Fotos und fragten mich, wo meine Tochter zu schlafen pflegte. Die Betten waren noch nicht gemacht, auch nicht das von Peppina im Kinderzimmer, das sie, wie stets, am Abend durcheinander gebracht. So konnte ich glaubwürdig - wie ich dachte - versichern: in ihrer Kammer, ihrem Bett.



Verlauf der Verhandlung vorm Bezirksgericht Wien 13 Hietzing (12. u. 14. 9. 2005):

Die Staatsanwaltschaft vertrat die Ansicht, dass es sich im Fall des Beschuldigten N. N. um langjährigen Kindesmissbrauch und Blutschande handle, was schließlich zum Suizid der Tochter Josepha geführt habe. Sie forderte eine Freiheitsstrafe von nicht unter drei Jahren. Als Zeugen der Anklage waren geladen: eine Vertreterin der Schule; eine der MA 11 (Magistratsabteilung für Familie und Kinder); eine des unabhängigen Vereins Jugendschutzzentrum; die Vorsteherin der letzten Klasse Hauptschule von Josepha; die geschiedene Ehefrau des Angeklagten und Mutter Josephas; eine Nachbarin; die beiden Polizisten, die unmittelbar nach dem Rettungswagen am Ort des Geschehens Untersuchungen angestellt und eine erste Vernehmung des Beschuldigten vorgenommen hatten.

Der Beschuldigte erklärte sich für nicht schuldig. Auf mein dringendes Anraten überließ er mir alle Einlassungen zur Verteidigung. Meine Argumentation: Der Angeklagte habe seine Tochter über alles geliebt, habe ihr niemals etwas Unrechtes angetan. Den rein auf Vermutungen beruhenden Angaben der durchgehend weiblichen Zeugen fehle jede Beweiskraft. So blieben die von den Polizisten in die Verhandlung eingebrachten Belege: der Abschiedsbrief, der entgegen der geäußerten Vermutung, in keiner Weise nahelege, dass eine auf Missbrauch beruhende Abhängigkeit der jungen Frau, die ihr Abschiedsschreiben mit In Liebe Deine Puppi gezeichnet hatte, vom Angeklagten zum Suizid geführt habe. Die nach den vorgelegten Fotos behaupteten, fadenscheinigen Unterschiede in den Gebrauchsspuren zwischen der Bettwäsche im Schlafraum des Vaters und im Kinderzimmer könnten allein auf unterschiedliche Schlafgewohnheiten von Vater und Tochter zurückzuführen sein.

Das Gericht sprach den Beschuldigten auf Grund fehlender Beweise für sexuellen Missbrauch (§ 207), Blutschande (§ 211) sowie Mitschuld am Suizid seiner Tochter frei.



Nachtrag (aus Pressemitteilungen vom 17. April 2006):

Der von mir verteidigte Lehrer ließ sich an eine weit von Wien entfernt, im Westen Niederösterreichs gelegene Dorfschule versetzen. Die dortigen Kollegen hätten ihn - trotz des etwas in sich gekehrten, leicht verschlossenen Eindruckes, den er auf sie gemacht - als engagierten Lehrer kennengelernt. Bei den Kindern seiner Klasse sei er durchwegs beliebt gewesen. - Eines Montags, ein gutes halbes Jahr nach seinem Eintritt in die Schule, sei er nicht zum Unterricht erschienen. Bevor die Schule sich veranlasst gesehen, Schritte zur Aufklärung der Angelegenheit zu unternehmen, habe der Bauer, auf dessen Hof N. N. zur Miete gewohnt, die Polizeistation aufgesucht, um zu melden, dass der Mieter nicht zum Frühstuck gekommen sei und auf wiederholtes lautes Klopfen und Rufen nicht geantwortet habe. In der amtlich geöffneten Wohnung sei N. N. dann, ein Plastiksackerl über dem Kopf, im Bett liegend gefunden worden. Aus einem Abschiedsschreiben sei sinngemäß zu entnehmen gewesen: Er hätte eine große Schuld auf sich geladen, mit der er nicht weiterleben könnte. Für die Begleichung der Kosten von Überführung, Cremation und Beerdigung an der Seite der Urne der Tochter Josepha am Wiener Zentralfriedhof reichten die bei der 'Erste Bank' liegenden Ersparnisse. Aus seiner Sicht gäbe es keine Erbberechtigten. Die nach Begleichung aller Unkosten verbleibenden, voraussichtlich einige Tausend Euro vermache er dem Wiener Jugendschutzzentrum.



--------------------------------------------------------------------------------

[1]  Kronenzeitung

[2]  übertragen etwa: der Herr (auch Er oder Gott) vermehrt (oder fügt hinzu)

[3]  Todestag der Namenspatronin Josepha Koch, als Sr. Elisabeth (Ordensnamen) Gründerin der Kongregation      der Franziskanerinnen von der Heiligen Familie, geb. 1815 (in Aachen), verst. 1899 (in Löwen)

[4]  Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin) zugeschrieben, entspricht dem russischen Spruch Dowjerai, no prowjerai." (Vertraue, aber prüfe nach.)

Diesen Post teilen
Repost0

Kommentare

Buttons

frisch gebloggt  Blogvisor - Toplist für Blogs und Blogverzeichnisse
 Listinus Toplisten 

Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen Bloggeramt.de

 Listiger BloganzeigerBlogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

Blogverzeichnis test Blogverzeichnis
Add to Technorati FavoritesBlog Button
Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.deblog-o-rama.de Autorengruppen Top1000