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Gegen deutsche Kriege

4. Februar 2009 3 04 /02 /Februar /2009 09:13

Es war schon dunkel, als Otto und Nachbar Krumnow zurückkamen. Siggi saß am Küchentisch über seinen Schularbeiten. Otto scheuchte ihn hoch. „Fass gefälligst mit an!"

Siggi sprang auf. Vor der weit geöffneten Haustür lag ein Baumstumpf, sandverklumpt, das Wurzelgeflecht spreizte sich und machte, dass ihn Otto und der alte Krumnow nicht in den Flur ziehen konnten.

„Die Säge, Siggi! Dalli, dalli."

Klara kamen die Tränen. Noch kein Wort hatte Otto mit dem Sohn gesprochen, seit er wieder zu Hause war. Aber den armen Siggi anfahren wie ein Rollkutscher! Doch, das hatte sie nicht erwartet: Siggi verlor keine Sterbenssilbe und brachte die Säge.

Otto sägte die Wurzeln ab, endlich lag der sandige Klotz vor dem Ofen in Klaras Stube.

Das alles geschah, ohne dass ein weiteres Wort gesprochen worden war.

Klara unterbrach das von Ottos heftigem Atmen begleitete Schweigen. „Ottochen, wo isser denn her? Der Baumstumpf? Doch nicht aus dem Tiergarten?"

„Wer viel fragt, Jule. Aber eine warme Stube willst du haben!"

Otto zersägte den Klotz. Nachbar Krumnow saß am Tisch, den Kopf zum Ofen gewandt. Klara stand dabei und betrachtete bekümmert den einstmal weißgescheuerten Fußboden. Siggi kniete auf dem Stumpf, damit er nicht unter Ottos Sägerei hin und her rutschte.

„Hier, Krumnow, dein Anteil." Otto lief der Schweiß übers Gesicht.

Krumnow betastete den halben Stumpf. Er streichelte ihn.

„Heul nich. Das nächstemal kommt Siggi mit. Der hat wenigstens Mumm in den Knochen, Alter."

Siggi errötete stolz. Klara fegte die Späne zusammen.

Jo betastete das splittrige, nach Harz riechende Holz. „Oma, kann ein Baum weinen? Wie ich, wenn ich hingefallen bin und wenn mir das Knie wehtut?"

Klara antwortete nicht. Sie ärgerte sich. Bestimmt war der Baumstumpf aus dem Tiergarten, darauf hätte sie wetten können! Dass Otto so leichtsinnig war! Und wenn man ihn verhaftet hätte? Der neue Magistrat hatte das Fällen von Straßen- und Parkbäumen verboten, Zuwiderhandelnde mussten mit hohen Strafen rechnen. Aber Kohlenzuteilungen gab es auch noch nicht. Und der Winter würde kalt werden, ohne Kohlen so kalt wie keiner zuvor.

Nachbar Krumnow bedankte sich bei Otto und schleppte umständlich den halben Stumpf durch die Tür, über den Flur, in seine Wohnung.

Klara zog Ottos Kopf an ihre Brust. „Wenn wir dich nicht hätten, Ottochen."

„Bin eben doch dein Ottochen, hm, Jule?" Er tätschelte ihr Hinterteil.

Klara errötete. „Nicht doch, Otto, vor dem Kind. Wo wir doch schon alte Leutchen sind."

Sie wandte sich ab, um in der Küche nach dem Herdfeuer zu sehen. In der Tür blieb sie stehen. „Was ich noch sagen wollte, Otto – Jo bleibt doch bei uns? Die Rita hat es schwer genug mit dem Säugling."

„Komm mir nicht so, Jule, nicht mit der Jule." Er brummte. „Aber die Jule da oben soll sich gefälligst kümmern. Sich die Göre andrehen lassen, und nach ihr die Sintflut."

In dieser Nacht schlief Jo, die Opa Jule genannt hatte wie alles Frauenvolk in der Familie, wieder in Klaras Bett.

Warm war Omas Rücken. Wärmer als der schon erkaltete Ofen, von dessen Bullern hinter der Feuerklappe Jo diese Nacht träumte.

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