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Gegen deutsche Kriege

22. Juli 2008 2 22 /07 /Juli /2008 04:30
 

Dann erzählte der Kleine, Einstein hätte sich am letzten Abend komisch benommen. Er, Tim, habe das Huhn ganz still in einer Kohlenecke gefunden, bis zu seinem Wassernapf im Stall getragen und den Schnabel ins Wasser gestuckt.

Einstein lag mit dem Kopf im Napf, wie Tim ihn dort hingepackt hatte. Aus seinem uns zugewandten linken Auge schien eine gefrorene Träne zu laufen. Einstein war tot.

Timmi wollte sich an uns vorbei drängeln. Ich hielt ihn fest.

Er rief: „Das ist gemein! Warum gerade Einstein?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und wiederholte: „Warum gerade Einstein?“

Aufessen wollten wir das zarte Einsteinfleisch natürlich nicht.

Aber schon nach vier Tagen hatte Timmi ein neues allerliebstes Huhn. Es ließ sich von ihm mit versteiften, halb ausgebreiteten Flügeln streicheln und war an allen Plätzen zuerst.

Da wurde es Zeit, den neuen Chef zu taufen. Wie sollte ein Huhn heißen, das neue Welten für sein Hühnervolk erschloss? Wir entschieden uns für „Kolumbus“, den Entdecker. Sofort nahm unser Kleiner es auf den Schoß und hauchte ihm „Klumbumbus, mein lieber Klumbumbus“ ins unsichtbare Ohr.

Um die Hühner vor der unbekannten Gefahr zu beschützen, baute meine Mutter eine Einzäunung aus unserer alten Flurgarderobe. Timmi setzte alle sechs Vögel einzeln hinein; dann schufen wir mit einer Schüssel Wasser, einem Topf gestampfter Kartoffeln und einem hölzernen Sonnendach ein Hühnerparadies nach unseren Vorstellungen.

Leider verging keine Viertelstunde, da hatte sich Kolumbus eingesperrt gefühlt und seine neue Grenze überflogen.

War das ein Haschespiel rund um das geparkte Auto! Der Rennvogel vorneweg, Tim rechts herum hinterher, dann Timmi kehrt, dem Huhn entgegen, das unterm Auto durch. Das Gleiche anders herum, nur diesmal floh das Huhn über das Dach des Autos. Timmi fluchend, das Huhn gackernd, wir lachend. Erst als der Kleine um Hilfe rief, mussten wir dem Schauspiel ein Ende bereiten.

Kolumbus wurde in seine Ecke zurück gesetzt. Doch kaum hatten die alarmierten Nachbarn unser Grundstück verlassen – nicht ohne den Ratschlag, allen Hühnern die Flügel zu stutzen, und zwar einseitig, damit sie beim Losfliegen abstürzten, da konnten wir Kolumbus wieder durch die Gartenbeete jagen. Das überzeugte meine Mutter von der Notwendigkeit gestutzter Flügel. Heimlich lief sie mit der Schere zum Stall.

Timmi stürmte am Tag danach vor dem Essen zum Gatter und berichtete: „Heute sind alle Hühner drin. Sogar Klumbus.“

Ich sah Mutti wütend an. Sie tat, als merkte sie nichts.

24 Stunden später aber kam Tim mit einem Entsetzensschrei in die Mittagsküche: „Klumbumbus ist weg! Die Hühner! Klumbumbus...“ Meiner Mutter war ihre Verlegenheit anzusehen. Wenn sie sagte, das sei unmöglich, musste sie eingestehen, warum. Im Gänsemarsch überzeugten wir uns einer nach dem anderen, dass wirklich nur fünf Hühnchen auf den Krümeln herumhackten. Mein Bruder brüllte wie ein Besengter: „Kolumbus, wo bist du?“

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